Ein Virus beherrscht die Welt: Das war bislang eine Situation, die uns vor allem aus Katastrophenfilmen bekannt war oder – wenn überhaupt – nur in fernen Ländern auftrat.
Nun kommt auch unser gewohnter Alltag und unser gesellschaftliches Leben nach und nach zum Stillstand, Hilflosigkeit und Angst bestimmen das Denken vieler Menschen.
Gerade unser viel gepriesenes Gesundheitswesen und damit alle, die in diesen Berufsfeldern tätig sind, werden auf eine harte Probe gestellt. Auf einmal stellen wir fest, wie wichtig diese Menschen sind, die sich um unsere Kinder, Kranken und Alten kümmern – sichtbar tragen sie den größten Teil an gesellschaftlicher Verantwortung.
Das verändert unsere Maßstäbe schlagartig: Nicht die Börsen, nicht die Industrie und die Finanzwelt sind noch wirklich wesentlich. Wo bislang die Wirtschaft den Takt vorgab, werden nun Gesundheit und die Verantwortung für andere zu den bestimmenden Aspekten unserer Gesellschaft. Denn wir erleben, dass alle – unabhängig von Religion, politischer Einstellung, Hautfarbe und gesellschaftlichem Status – plötzlich dasselbe Problem haben, die gleichen Sorgen.
Bislang gehörten Individualität und Selbstverwirklichung zu unserer vorherrschenden Lebensmaxime. Gleichzeitig sind wir gegen jedes Unbill versichert und sind daran gewöhnt, dass Aufgaben und Probleme schnell und effektiv gelöst werden. Mit Unvorhersehbarem und Ausnahmezuständen haben wir dagegen keine Übung mehr.
Dennoch: Ich glaube, dass wir gemeinsam die Kraft haben, diese Herausforderung zu bestehen, wenn wir uns wieder auf das Wesentliche besinnen. Jetzt sind Solidarität, kreative Lösungen und unkonventionelles Denken notwendig!
Ganz besonders müssen wir die Bereiche der Gesundheitsfürsorge – und damit die dort tätigen Menschen – stärken. Viele bereits im Ruhestand befindliche Alten- und Krankenpflegekräfte haben sich schon zur Unterstützung von Kliniken und Alteneinrichtungen gemeldet, ehemalige Zivildienstleistende bieten ihre Hilfen an.
Um nicht nur gute Ideen einzufordern, sondern auch eine beizusteuern, nachfolgend mein Vorschlag: Da derzeit alle Prüfungen von Alteneinrichtungen und Ambulanten Diensten durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen ausgesetzt wurden, wäre es doch eine gute Sache, die dort beschäftigten Kranken- und Altenpflegefachkräfte zur Unterstützung in die Alteneinrichtungen und Krankenhäuser zu entsenden.
Und eine weitere Idee zum Schluss: Lassen Sie uns gemeinsam die erzwungene „Auszeit“ nutzen, um darüber nachzudenken, ob die Werte die uns bislang so wichtig erschienen, wirklich die richtigen, die einzig wahren und die erstrebenswerten sind.
Wie heißt es bei Udo Lindenberg so schön: „Hinterm Horizont geht es weiter“ – hoffentlich in die richtige Richtung. – JS
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