Gravierender in seinen Auswirkungen als eine geordnete Nachfolge ist ein ungeplanter Personalwechsel in der Leitungsebene. Ein solcher stellt Pflegeeinrichtungen mit ihren eng verzahnten Arbeitsbereichen, die oft ohnehin mit Personalmangel zu kämpfen haben, vor besondere Schwierigkeiten.
Ein ungeplanter Wechsel tritt beispielsweise ein, wenn es zu einer außerordentlichen Kündigung oder langen Krankheitszeiten kommt oder eine Leitungskraft überraschend verstirbt. Dadurch entsteht praktisch von einem Tag auf den anderen ein luftleerer Raum: Die übrigen Beteiligten, etwa untergeordnete Leitungskräfte, füllen ihre Rollen so gut sie können aus und machen das, was sie für richtig halten. Allerdings kommt es in dieser unsicheren Lage und durch die Vakanzen oft zu Konflikten.
Da die frühere Leitungskraft, die ihren Bereich wissentlich hätte übergeben können, nicht mehr zugegen ist, entstehen Wissenslücken, oder es werden falsche Informationen weitergegeben – wodurch weitere Verunsicherung entsteht. Das kann von einem „Wie hat er eigentlich seine Dateien geschrieben?“ bis hin zu regelrechten Grabenkämpfen reichen. Manchmal kommt es dadurch zu weiteren Kündigungen, einem „Kommen und Gehen“, bei dem noch mehr Mitarbeitende eingelernt werden müssen und zusätzlich Unruhe entsteht. Daher gilt es bei einem ungeplanten Leitungswechsel möglichst viel Kontinuität zu erhalten und die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens nicht zu beeinträchtigen.
Ein unbelasteter Blick, eine klare Systematik und professionelle Organisations- und Kommunikationstechniken können dabei entscheidend helfen. Was in vielen Wirtschaftsunternehmen bereits üblich ist, ist für den Pflegebereich allerdings noch eher ungewöhnlich: Interimsmanager begleiten die Organisation gezielt im Übergangsprozess und unterstützen die Nachfolgenden dabei, neue Strukturen aufzubauen. Die neue Leitungskraft muss sich in ihrem eigenen Feld einarbeiten und herausfinden: Was habe ich hier übernommen? Wer tickt wie? Wo kann ich Einfluss geltend machen? Sie benötigt viel Information über das Haus. Der Interimsmanager sammelt und bündelt diese Informationen, um sie für die Nachfolgenden aufzubereiten. Es gilt herauszufinden: Wer unterstützt den Prozess, wer stemmt sich vielleicht insgeheim gegen die Veränderung? Welche sind die starken, welche die schwächeren Mitarbeitenden? Wer kann nicht mit wem? Systematisch erarbeitet er mit den Mitarbeitenden neue, tragfähige Strukturen, klärt, was diese für Vorstellungen haben und hilft schließlich dabei, die Einrichtung an der entscheidenden Stelle für die Zukunft erfolgreich aufzustellen. – DR
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